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Der Schornstein

Schornstein und Balkon in Leipzig
Schornstein und Balkon in Leipzig

Aus dem Konklave, der Versammlung der Kardinäle, die den Papst wählen sollen, gibt es keine Informationen. Nur der schwarze Rauch aus dem Kamin der Sixtinischen Kapelle lässt erahnen, dass es nicht so leicht ist, eine deutliche Mehrheit zu finden. 

Gesucht werde nicht ein Nachfolger für Papst Franziskus, sondern der Nachfolger des Apostels Petrus. 

Ein spannender Apostel.

Der Fischer hatte erst fest behauptet, er werde Jesus bis in den Tod folgen, leugnete dann aber aus Angst dreimal, Jesus zu kennen. 

Trotzdem erhält er den Auftrag, die Brüder und Schwestern zu stärken. 

Das Bewusstsein der eigenen Schwäche und die Liebe zu Jesus werden zur Basis für das Dienstamt der Einheit. 

Im Lauf der Geschichte ist das Papstamt einen weiten Weg gegangen. Weltliche Macht und Reichtum erwiesen sich als anziehend und es dauert bis heute, sich aus den Fängen von Macht und Reichtum zu befreien. 

In ihren Worten wissen die Nachfolger um die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Dienst verträgt sich nicht mit Macht.

Bei der Frage, wer den ersten Platz unter den Jüngern haben soll ist Jesus erschreckend klar: 

Er stellte ein Kind in die Mitte. 

Papst Franziskus hat es als Stoßseufzer formuliert:


„Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“



Gerade Männer haben in der Geschichte der Menschheit Macht gesucht und Macht über andere ausgeübt. Insofern kann ein Amt heilsam sein, dass ein Gegenmodell entwirft: ein Dienstamt der Ohnmacht. 

Das Konklave hat sich im Lauf der Zeit immer mehr zu einem spirituellen Ereignis entwickelt. Es soll eben nicht darum gehen, die eigene theologische Überzeugung durchzusetzen. Es geht darum, in Wort und Tat Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die sonst unsichtbar bleiben. 

Das ist die Aufgabe des Papstes in der Welt.

Das ist auch die Aufgabe von jedem Christen. Insofern sollte der Blick nicht zu lange an diesem Kamin hängenbleiben. Jeder hat an seinem Ort die Aufgabe, sich in den Dienst der Menschen zu stellen, zu denen er gesandt ist. 

Vielleicht wäre es manchmal gut, sich einzuschließen, um in seinem Herzen nach diesem Auftrag zu forschen. Irgendwann findet sich dann vielleicht eine Mehrheit für einen überraschenden Weg, der dann verkündet und konsequent gegangen werden kann. 

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