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Von Macht und Ohnmacht

Mücken verhinderten die Baupläne des Monarchen. So zumindest wird es überliefert.

 

Leipzig hat kein Lustschloß. Das mag aus touristischer Sicht heute bedauerlich sein. Als aber August der Starke gerne im Rosental ein Schloß bauen wollte, waren die Bürger sehr bemüht, dies zu vermeiden.

  Die Schneisen durch das Rosental waren bereits geschlagen, da bäumte sich August´s Pferd auf und er fiel vom Selbigen. Mücken sollen dafür die Ursache gewesen sein. Die Schmach war zu groß für ihn, und der Leipziger Stadtrat war erfreut, denn ein Schloss in Leipzig sollte nie für einen Herrscher gebaut werden.

Es gab sowieso einen Ort im Herzen der Stadt, der stets daran erinnerte, dass die stolze Bürgerstadt nicht unabhängig war: die Pleißenburg. Im 13. Jahrhundert ließ Markgraf Dietrich der Bedrängte (1162–1221) eine Burg errichten und benannte sie nach der vorbeiführenden Pleiße. In der Pleißenburg, zu dieser Zeit auch Schloss genannt, fand 1519 die Leipziger Disputation statt; in der Schlosskapelle hielt Martin Luther (1483–1546) am Pfingstsonnabend 1539 die erste evangelische Predigt in Leipzig.     In der Festung befand sich auch der erste nachreformatorische, katholische Kirchenraum der Stadt. 1697 konvertierte Kurfürst Friedrich August I. (1670–1733) zum Katholizismus. Daher bemühten sich die in Leipzig ansässigen Katholiken um die Genehmigung zur Einrichtung einer eigenen Kapelle. Der König wies 1710 den Kommandanten der Festung Pleißenburg an, dort einen Raum für die Durchführung katholischer Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig beauftragte man den Jesuitenpater Heinrich Eggerth, die Gemeinde zu betreuen. In den folgenden Jahren wurden die Leipziger Katholiken ausschließlich durch die Jesuiten betreut und es lebten hier schließlich drei, später vier Patres. Sie bewohnten ein Haus in der Stadt und wurden von der Regierung besoldet.

Leipzig blieb wie insgesamt Sachsen evangelisch. Die Zeiten, da das Land die Konfession wechselte, weil der Herrscher konvertierte, waren vorbei. Und als Leipzig schließlich das Grundstück vom König abkaufte und hier das Neue Rathaus baute, konnten die Katholiken am Ring ihre erste Kirche bauen.