Vom Bügeln

In der Werbung begegnen uns glückliche Mütter, die sich freuen, dass das Kind wieder einmal den Kakao über das frisch gewaschene Shirt gekippt hat. In der Realität bin ich Vater und Haustheologe mit großer Fähigkeit die alltäglichen Frusterlebnisse zu ertragen. Dazu gehört, dass Zimmer immer wieder geputzt werden müssen, Socken nur als Singles auftreten und Wäsche immer neu gewaschen werden muss. Besonders das Bügeln ist eine Tätigkeit, die mir viel Geduld abverlangt.

 

Doch zugleich ist Bügeln eine zutiefst meditative Tätigkeit. Das beginnt mit der Wahl des richtigen Zeitpunktes. Die Wäsche sollte nicht ganz trocken sein, sondern noch ganz leicht feucht. Dann gehen die Falten leichter heraus. Diesen richtigen Zeitpunkt, zu dem man handeln sollte, nennt man in der Theologie kairos. Es gibt natürlich auch die zweite Chance für jene, die nicht zur rechten Zeit gekommen sind. Schließlich kann man getrocknete Wäsche auch wieder anfeuchten. Doch nun zum Bügeln selbst. Es soll ja fromme Katholiken geben, die während dem Bügeln Rosenkranz beten. Das ist nicht schlecht.

 

Allerdings ergibt sich dadurch eine methodische Doppelung. Wie das Bügeln lebt der Rosenkranz von der Wiederkehr desselben. Diese scheinbare Monotonie führt dazu, dass über bestimmte Ergeignisse, die dem Gläubigen wichtig sind, intensiver nachgedacht werden kann. Nun bietet aber bereits das Bügeln an sich Anhaltspunkte zum Gebet. Zum Teil habe ich dies ja schon gezeigt. Zum Gebet um den rechten Zeitpunkt und den Dank für die Gnade der zweiten Chance gesellt sich noch das Wäschegebet selbst. Was Sie hier bügeln gehört zu Mitgliedern Ihrer Familie. Nichts spricht dagegen, an diese zu denken. Denken Sie an freudige Ergeignisse, bei denen vielleicht das Kleidungsstück getragen wurde. Sie können sich aber auch fragen, warum besonders hübsche Sachen besonders umständlich zu bügeln sind.

Alles, was unter Mühen erworben wurde, ist uns besonders wertvoll. Natürlich gehören auch negative Gedanken dazu: Denken Sie an Frust und Ärger mit Ihrem Kind oder Ihrem Ehegatten, denken Sie daran, was Sie geärgert hat – und überlegen Sie in der Stille des Bügelns, warum er oder sie wohl so gehandelt hat.  E.-U.K.