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Mk 4, 35–41

Vom Ruhen im Sturm

Wenn die Nieren nicht mehr arbeiten, können Maschinen viele Funktionen ersetzen. Gewöhnlich muss der Patient dreimal pro Woche für etwa 4 Stunden zur Dialyse. Zumindest war das so 2000  bis 2003 als ich auf die Blutwäsche angewiesen war. In Limburg an der Lahn aber gab es ein besonderes Angebot. Die Patienten wurden am Abend angeschlossen und blieben 8 Stunden an der  Maschine. Das ist einerseits schonender für den Körper, andererseits aber auch eine gute Übung, mitten auf einer typischen Nachtstation mit blinkenden Lichtern, Alarm und unruhigen Patienten zur Ruhe zu kommen. 

Es war Abend und Jesus wollte zum anderen Ufer. Ihn begleiteten die Jünger. Daneben aber begleiteten ihn auch noch andere Boote. Diese anderen Boote finden in der Perikope keine weitere Erwähnung. Doch ich musste an eine andere Bibelstelle denken: Jesus sprach: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. (Joh 10,16) 

In der Limburger Dialyse waren noch andere Patienten in anderen Betten. Es war sehr unterschiedlich, wie die Menschen mit der inneren und äußeren Unruhe zurecht kamen. Wichtig war vor allem, den Arm nicht zu sehr zu bewegen. Da steckten die Nadeln. Eine holte das Blut aus dem Körper, die andere gab das Blut zurück. Dazwischen wälzte die Pumpe das Blut und führte es durch Filter, wo es gereinigt wird.  

Die Fahrt über das nächtliche Meer blieb nicht ruhig. Ein Sturm kam auf. Hektik bricht aus, Die Jünger geraten in Panik. Jesus wird geweckt. Er  bleibt gelassen: "Warum habt ihr solche Angst?"  Wie oft passiert uns das? Wir werden aus unserem Alltag gerissen und reagieren kopflos. Eigentlich wissen wir im Innersten, dass dies nichts bringt. Wir können oft nicht die Situation kontrollieren, aber zumindest unsere Reaktion. Und die Art, in der wir reagieren, verändert dann die Wirklichkeit. Können wir Gelassenheit üben? 

Ein Alarm geht los. Die Maschine bleibt stehen. Sie blinkt und hubt. Was ist bloß geschehgen? Luft im System, steht am Display. Das klingt bedrohlich. Es ist auch ein Problem, sofern Luft über das Blut in  den Körper eindringt. Der Körper braucht zwar Sauerstoff, aber über die Lunge, nicht ungefiltert über den Schlauch einer Maschine. Die Nachtschwester kommt. Professionell prüft sie die Verbindungen und stellt dann den Alarm ab. "Alles gut", beruhigt sie und geht zum nächsten Boot, ähm Patienten.