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Usti nad Labem: Unsere Deutschen

Das Stadtmuseum von Aussig (Usti) zeigt eine Dauerausstellung zur Geschichte der deutschsprachigen Bewohner in Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien. Die zweisprachige Ausstellung soll zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und zur Versöhnung beitragen. Über zwei Etagen wird detailreich von den Menschen erzählt, die dieses Land über Jahrhunderte mitgestalteten.  Zum Geburtstags meines Vaters, der 1933 im Riesengebirge geboren wurde, besucht in Dankbarkeit für jene, die sich bemühen, Brücken zu bauen statt zu spalten. 

Im 6. Jahrhundert trafen Slawen in den Gebirgen Böhmens auf Menschen, die in einer unverständlichen Sprache redeten. Sie nannten diese Nemci - die Stummen. 

In den 90gern des 20. Jahrhunderts begannen junge Tschechen nach der Geschichte der Deutschen zu forschen, die über viele Jahrhunderte gemeinsam mit Tschechen das Land prägten. Diesen Menschen verdankt die Ausstellung "Unsere Deutschen" ihre Entstehung. 

Naši Němci erzählt die Geschichte der deutschsprachigen Menschen in Tschechien. 

Der erste Raum wählt dabei den Zugang über die Landschaft. Die Gebirgszüge rund um das böhmische Becken sind weit älter als Deutsche und Tschechen. Die Gebirge prägen bis heute die Menschen. 

Vom Band erklingen alte Volkslieder aus Böhmen und Mähren. Hölzerne Tafeln erzählen die Biographie von Menschen. 

Von Raum zu Raum werden die verschiedenen Facetten der gemeinsamen Geschichte beleuchtet: die Frömmigkeit, die Wirtschaft, Alltagsleben. Ein Raum widmet sich den Anfängen der ersten Begegnung im 6. Jahrhundert und blickt auf die Besiedlung der Gebirge mit Menschen aus Sachsen und Franken im Auftrag der böhmischen Krone.

Einen großen Platz nimmt die Entfremdung ein, die mit dem Entstehen der Nationalstaaten verknüpft wird. Ab dem 19. Jahrhundert stand nicht mehr der gemeinsame Blick auf den unvergleichlichen Naturraum im Vordergrund, sondern die Sprache. Die besonnenen Stimmen, die Gemeinsamkeiten betonten, gingen unter. 

Und so verpasste Böhmen und Mähren am Beginn des 20. Jahrhunderts die Chance, zur zweiten Schweiz zu werden. 

Die Ausstellung trägt hoffentlich dazu bei, dass Menschen verschiedener Sprache die Sprachlosigkeit überwinden und gemeinsam die Erde gestalten.  

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