Jesus stirbt am Kreuz. Sein Weg scheint in der Sackgasse zu enden. Aus der Sicht des heiligen Franz freilich ist gerade die Ohnmacht und Erniedrigung für die Welt überzeugender als der Versuch, diese Botschaft durch Macht, Konkordate und kirchliche Privilegien abzusichern. Allzuoft unterlagen die Vertreter der Kirche dieser Versuchung: "Glaube mir, denn ich habe die Macht dazu" "Veröffentliche diese Satire nicht, sonst verklag ich Dich". Franz hält von all dem nichts. All dies führt nicht zu Gott. Stattdessen betont er einen Weg innerer Freiheit, in der das eigene Ansehen nicht eingeklagt wird:

 

"Ich komme von Perugia, und in tiefer Nacht komme ich hier an, und es ist Winterzeit, schlammig und so kalt, dass sich Klunker eiskalten, gefrorenen Wassers am Saum der Kutte bilden und beständig auf die Beine schlagen, dass sie wund werden und das Blut aus den Wunden fließt. Verdreckt, verkühlt und vereist komme ich an die Klosterpforte und nach langem Klopfen und Rufen kommt ein Bruder, und fragt: Wer da? Ich antworte: Bruder Franziskus .... Und er: Fort mit dir, du bist ein Simpel, ein Idiot, hier kommst Du nicht rein... Wenn ich in dieser Situation ohne Verärgerung Geduld geübt habe, ich sage dir, das ist die wahre Freude, das ist die wahre Tugend und das Heil der Seele." (zit. bei Feld, Helmut: Franziskus von Assisi und seine Bewegung. Darmstadt 1994. 207 f.)