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O Morgenstern

O Morgenstern,
Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis
und im Schatten des Todes!

Astronomen wissen: es gibt nicht einen festgelegten Stern, der immer wieder der Morgenstern ist. Meistens ist es der Planet Venus, der eben kein Stern ist, aber aus der Ferne so aussieht. 

Der Morgenstern kündigt an, dass die Sonne von unserem Standort aus sichtbar wird.  Der Planet Venus reflektiert bereits das Licht unserer Sonne, bevor wir unser Zentralgestirn sehen. 

In Jesus wird eine Hoffnung sichtbar, die uns zuvor verborgen war.

Weihnachten bringt eine neue Perspektive in die Welt. Das beginnt bei Maria und Josef, die eine irreguläre Beziehung führen. Josef ist nicht der Vater. Durch ihre Bereitschaft, dem Kind ein Leben zu ermöglichen, beginnt das Wunder. 

Eine Mutter bringt ein Kind zur Welt. Sie hat sich für das Kind entschieden, obwohl die Rahmenbedingungen recht ungünstig sind. Joseph, ihr Verlobter, zeigt sich überzeugt, dass er nicht der Vater ist. Er überlegt sogar, Maria deshalb zu verlassen. Ein Akt der Liebe in einer Zeit, in der es wichtig war, dass Kinder einen fest definierten Vater haben. Erst ein Traum stimmt Joseph um. Er nimmt das Kind als sein eigenes Kind an. Evangelien und theologische Tradition sprechen von einer Jungfrauengeburt. Die Bibel spricht nebulös davon, dass der Heilige Geist über Maria gekommen sei. Die theologische Botschaft ist keine naturwissenschaftliche Erklärung. Die Jungfrau steht für die Offenheit für Gott.  Es wäre nicht sinnvoll, zu unterstellen, dies sei  biologisch gemeint. Wir erfahren aus meiner Sicht nur, dass die Entstehung des Kindes nicht als Makel gedeutet wurde, sondern als göttliches Wirken. Nicht die Dinge beunruhigen uns, sondern die Deutung der Dinge, habe ich von  Watzlawick gelernt. 

Die Umwelt, in der Jesus aufwuchs, hätte diese Erklärung nicht geglaubt. Die Umwelt hätte Jesus als Ergebnis einer irregulären Beziehung betrachtet und verurteilt. 

Maria erlebte die Geburt ihres Kindes als Wunder. Zumindest lässt dies der Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth vermuten. Dort preist sie Gott, der Großes an ihr getan habe. Tatsächlich erinnern sich auch nach zweitausend Jahren Menschen noch dankbar an das Jawort von Maria. Ja, ich nehme dieses Kind an. Und ja, ich begleite dieses Kind. Nach dem biblischen Zeugnis muss sie erleben, dass dieses Kind vor ihr stirbt. Getötet von den römischen Besetzern. Getötet, obwohl das Kind nie zum Kampf aufgerufen hat. Es ist der Albtraum aller Eltern, dass das Kind vor den Eltern stirbt. Denn im Kind soll doch das Leben weitergehen, wenn die Eltern sterben. 

Doch die christliche Botschaft bleibt nicht beim Grab stehen. Sie wagt den Blick hinter den Vorhang. Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Alle Angst, alles Leid, alle Gewalt, alle Ungerechtigkeit haben im Licht der Ewigkeit keine Bedeutung. Am Ende siegt das Leben. 

Und  so ist Weihnachten eine Botschaft der Hoffnung für eine Welt, die nach einem Happy End dürstet. Am Ende siegt das Leben. 

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